Ich möchte Ihnen meinen Geburts- und Heimatort,
an dem meine Vorfahren über viele Jahrhunderte
hinweg lebten und eine Landwirtschaft betrieben,
vorstellen.
Blumenau liegt im östlichen Teil des heutigen
Tschechiens - an der Grenzlinie der Landesteile
Böhmen und Mähren - im Schönhengstgau. Karte
Der Schönhengstgau war die größte deutsche
Sprachinsel mit ca. 130.000 Einwohnern, davon
122.000 Deutsche.
Sie umfaßte einen Flächenraum von über 123.000
Hektar, der sich 50 km in nordsüdlicher und
ebensoweit in westöstlicher Richtung erstreckte.
Er hatte 148 Gemeinden, darunter die Städte
Zwittau, Brüsau, Mährisch-Trübau, Landskron,
Hohenstadt und Müglitz. Die Gemeinde Blumenau mit
der Ortschaft Kieferkratschen ist eine der
westlichsten Gemeinden des Schönhengstgaus und
liegt an der Staatsstraße von Zwittau (Kreisstadt)
nach Politschka.
Die Gründung des Dorfes erfolge mit der Besiedlung
des Grenzwaldes-zwischen den Ländern Böhmen und
Mähren- durch die Prämonstratenser des Klosters
Leitomischl im Auftrag des böhmischen Königs
Ottokar II. in der zweiten Hälfte des 13.
Jahhunderts. Urkundlich genannt wird Blumenau im
Jahre 1347 bei der Gründung des Bistums
Leitomischl (1344). Blumenau liegt 566 m ü.M.,
Länge des Ortes ca. 3 km, Flächenausmaß ca. 898
ha. Blumenau hatte z.Zt. der Hausnummerierung
(1770) 81 Häuser, 1945 waren es 115. Von den 634
Einwohnern waren bis zur Vertreibung im Jahr 1945
41 Gefallene und Vermißte im 2. Weltkrieg zu
beklagen. 85 Soldaten waren noch in
Gefangenschaft.
Die Blumenauer gehörten der röm.kath. Konfession
an. Die Ansiedler von Blumenau stammen nach der
Mundartforschung aus Franken und Thüringen. Der
fränkische Vierkanthof hat sich im ganzen
Schönhengstgau bis zur Vertreibung 1945/46
erhalten. Nach der Vertreibung der Blumenauer
(Tschechen lebten nicht im Ort) haben die
Tschechen ca. 40 Häuser abgebrochen, andere
verfallen, am meisten die stattlichen Vierkanthöfe
(ca. 20-25 ha Ausmaß). Stallungen und Scheunen
wurden wegen Kolchosenwirtschaft nicht mehr
gebraucht. Heute leben ca. 200 Tschechen in
Blumenau. Der Ort heißt jetzt tschechisch
,,Kvetna". Google-Map
(öffnet eine neue Seite mit der Google-Karte, in
die Sie hinein und herauszoomen können)
Der Haupterwerbszweig war die Landwirtschaft.
Der tiefgründige Mergelboden gab reiche Ernten in
allen Getreidearten. Früher wurde auch Flachs
angebaut. Neben Rind- und Schweinezucht wurde auch
Pferdezucht betrieben. Trotz der Höhenlage gedieh
auch Obst reichlich. Die hügelige Landschaft ist
besonders reizvoll.
Hof Maliger -
Pohljusef / Klimesch Hausnr.7 (Aufnahme von 1975)
Jahrhunderte lebten Deutsche und Tschechen
friedlich neben- und miteinander. Die Länder
Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien gehörten bis
1918 zum Kaiserreich der Habsburger. Nach
Auflösung der Monarchie wurde 1918 der
tschechoslowakische Staat gegründet. Die
sudetendeutschen Gebiete mit 3,5 Mio. deutschen
Bewohnern besetzten die Tschechen widerrechtlich.
Die den Sudetendeutschen versprochene Autonomie
wurde nicht gewährt. Es setzte eine
Tschechisierungswelle ein.
Die Deutschen wurden immer mehr unterdrückt und
benachteiligt. Im Jahr 1938 kam es zum Münchner
Abkommen und Anschluß der sudetendeutschen Gebiete
an Deutschland. Doch danach nahm der 2. Weltkrieg
seinen fürchterlichen Verlauf bis zur Vertreibung
der 3,5 Mio. Sudetendeutschen durch die Tschechen
in den Jahren 1945/1946 - nur weil sie Deutsche
waren. Dabei starben ca. 200.000 oder wurden
umgebracht. Siehe auch Vertreibung
der Sudetendeutschen
Eine über 700-jährige deutsche Besiedlung in
Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien war beendet.
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